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An seinem Gemeindewald hat Kipfenberg sich einen schönen Batzen Geld verdient. 16 hauptberufliche Hauer leistete sich der Markt in den 1920er Jahren. Doch nicht nur wertvolles Bau- und Brennholz wurde aus dem Wald geholt, auch Harz, Zapfen, Beeren, Pilze. Im Herbst durchkämmten die Leute mit großen Rechen den Wald nach Streu für den Stall. Sogar ihr Vieh durften sie im Wald weiden, solange es die jungen Triebe nicht fraß. Gegenüber dem Forst spielte die Landwirtschaft in Kipfenberg kaum eine Rolle. Lediglich vier Vollzeit-Landwirte gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Und nur wenige Kühe trotteten damals über die Wiesen. Sie zu versorgen, war Aufgaben der Dienstmädchen, wie Viktoria Werner eines war.
Fleißig, reinlich, fromm und gehorsam sollten sie sein, die Kipfenberger Mägde. Oft waren sie "Mädchen für alles". So wie Viktoria managten sie den Haushalt. Sie kochten, putzten, wuschen beim hiesigen Richter, Kaufmann und Brauer. Und sie ackerten auf dem Feld. Mit Sensen brachten sie die Heumahd ein, sie banden Garben, schwangen Dreschflegel, stoppelten Kartoffeln, halfen Kälbern auf die Welt. Nicht selten schufteten sie 16 Stunden am Tag. Sie standen beim ersten Hahnenschrei auf und fielen als letzte ins Bett.
Als Lohn erhielten sie um die 10 Mark monatlich, ein Arbeiter verdiente das an nur 3 Tagen. Manchmal wurden die Mädchen körperlich gezüchtigt. Das war erlaubt, wie eine Gesindeordnung zeigt, die auch in Kipfenberg galt. In einem Dienstbotenbuch der Marktgemeinde ist nachzulesen, dass manche Dienstboten kaum 13 Jahre alt waren, als sie sich in Kipfenberger Haushalten verdingten. Kämpferinnen und Überlebenskünstlerinnen waren sie, die Mädchen wie Viktoria. Und bestimmt waren sie voller Sehnsucht nach einem besseren Leben. Eine gute Partie zu machen und den eigenen Hausstand zu begründen – das war ihr Traum.
Unsere Leitfigur:
Dienstmädchen Viktoria Werner nach getaner Drescharbeit in den 1940er Jahren (Foto: Sammlung E. Ettle)