Bildschön thront Burg Kipfenberg auf dem Dolomitfelsen über dem Ort. Ihr Anblick hat viele der mittelalterverliebten Romantiker in Entzücken versetzt, besonders aber die Maler. Scharenweise bannten sie die Silhouette der damals noch ruinösen Burg auf die Leinwand. Internationale Größen, wie der Architekturmaler Dominicus Quaglio (1787–1837) oder der Meister des Biedermeiers Carl Spitzweg (1808–1885), zückten hier ihre Pinsel. Sogar einen „Malerwinkel“ hat es in der Torbäckgasse gegeben. Da konnte sich Kipfenberg glatt mit dem Chiemsee-Strand und Königssee messen.
Als die Burg nach 1925 aus Ruinen auferstand, behielt sie als malerisches Motiv ihren Reiz. Die Kipfenberg Kunstmaler Franz Ermer und Franz Siegele ließen sich oft und gern von ihr inspirieren. Nur einen Kipfenberger Künstler, den als „Cézanne des Altmühltals“ gefeierten Carl Otto Müller (1901–1970), hat die Burg scheinbar nicht groß gejuckt. Wenn dieser Sohn des Größdorfer Glasfabrikbesitzers seine Bilder in München, Rom oder Paris ausstellte, zeigte er niemals Burgbilder, sondern die „Fränkische Venus“, Altmühltal-Landschaften oder Fasenickl.
Die Fasenickl ziehen seit gut 200 Jahren zur Fastnacht mit ihren Masken und schnalzenden Peitschen durch Kipfenberg. C.O. Müller war von diesen Gesellen so angetan, dass er selber gern in deren historische Gewänder schlüpfte. „Die Fasenickl“ – so heißt auch der von Müller mitbegründete Kipfenberger Kulturverein. Seit nunmehr 66 Jahren bereichert dieser Verein die kulturelle Szene, indem er bei jährlichen Ausstellungen im Bürgerzentrum „Krone“ ein breites Spektrum heimischer Kunst präsentiert. Dort ist zu sehen, dass C.O. Müllers offenbares Desinteresse an der Burg als Motiv auf seine vielen Malschüler nicht abgefärbt hat. Moderne Künstler, wie Holger Pflaum, ein Schüler Müllers, lebten sich in der hiesigen Landschaft ein und zeigen mit ihren fundamental neu wirkenden Bildern, wie vielschichtig und reizvoll Kipfenberg auch mit Burgblick ist.
Unsere Leitfigur:
C.O. Müller in seinem Atelier (Foto: Sammlung Landkreis Eichstätt)