Johann Schneider

Metzgermeister

„In Eichstätt gibt es das beste Brot, in Beilngries das beste Fleisch und in Kipfenberg das beste Bier“, so hieß es früher. Heben unser Gast­wirt Johann Schneider und seine Frau Josefa ihre Krüge auf Kipfen­bergs köstlichen Gerstensaft? Eher nicht, denn dessen goldene Zeiten waren vorbei. 1924 hatte das Wirtspaar den ehrwürdigen Gasthof „Zieglerbräu“ auf dem Marktplatz (heute Metzgerei Gehr) übernom­men und zum „Adler“ umgetauft. Doch statt selbstgebrautem Bier schenkten die Schneiders ein Gebräu aus Pappenheim aus.

Damals konnten die beiden nur noch in Erinnerung schwelgen an eine Zeit, als man sechs Brauereien, die meisten mit eigenem Gasthof oder Metzgerei, in dem kleinen Ort zählte. Hinzu kamen weitere Gasthöfe, drei Bäckereien und Krämerläden. Nicht zu vergessen Konditor Anton Allio, der auf seinem Schild für „Conditorei & Wachs­waren, Weine, Liköre und Colonialwaren“ warb. Kipfenberg: ein kulinarisches Schlaraffenland! Doch wehe, es wurde gepanscht oder am Mehl für Semmeln gespart. Dann kam die „Viktualienpolizei“. Vom Bürgermeister angeführt, stattete sie den Metzgern und Bäckern gern Überraschungsbesuche ab zur Fleisch­beschau und „Brodvisitation“. 1865 wurden die Bäcker innerhalb kurzer Zeit gleich dreimal kontrolliert und zu einem Ordnungsgeld verdonnert, weil das Weißbrot zu leicht war. Zur „Bäckertaufe“ in die Altmühl getunkt hat man sie jedoch nicht.

Kaum zu glauben, dass man sich früher auf dem Marktplatz nur zu drehen brauchte, um in einen der vielen Braugasthöfe zu fallen. Seit ca. 1900 jedoch haben Industrialisierung und billige Konkurrenz dem Braugewerbe allmählich den Garaus gemacht. Im „Zieglerbräu“ brodelten die Sudkessel bis 1909. Dann gab er auf, der ehemalige Eigentümer Georg Bauer. Der letzte, der als Brauer das Handtuch warf, war der „Kronenwirt“ kurz vor dem Ersten Weltkrieg.

Unsere Leitfigur:

Johann und Josepha Schneider vor ihrem Wirtshaus “Zieglerbräu”, wo sie nicht nur Bier zapften, sondern auch die Messer wetzten für die Schlachterei (Foto: Sammlung E. Ettle)